von Angelika Herms
- Warum fange ich nicht rechtzeitig mit der Prüfungsvorbereitung an?
- Warum lerne ich nicht zu bestimmten Uhrzeiten?
- Wieso ernähre ich mich nicht gesünder?
- Warum mache ich nicht mehr Sport?
Das sind die Gewohnheiten, die uns im Wege stehen und uns daran hindern unsere Ziele zu erreichen. Doch wir können Gewohnheiten ändern, versprochen!
Was sind Gewohnheiten?
Jeder kennt sie, jeder hat sie, nur wenige schaffen es, sie bewusst zu ändern.
- Abends nur noch eine Folge unserer Lieblingsserie zu sehen….
- Nur noch kurz auf den privaten Social Media Seiten surfen
- Ein letztes Mal die leckeren Chips/Schokolade essen
- Nur Glas Alkohol unter der Woche
Doch meistens beleibt es nicht bei einem Mal…es wird zum Anfang.
So entwickeln wir eine negative Gewohnheit, der Prozess ist schleichend, sodass wir versäumen, rechtzeitig einzugreifen.
Gewohnheiten (Routine) bewusst entwickeln
In einer Studie des University College London wurde untersucht, wie lange es dauert, bis etwas zu einer Gewohnheit wird. Wann ist der Zeitpunkt gekommen, an dem man nicht bewusst über sein Verhalten nachdenken muss, sondern es so verinnerlicht hat, dass es automatisch abläuft?
Einfache Gewohnheiten, wie morgens als erstes ein Glas lauwarmes Wasser (besser noch mit Apfelessig) zu trinken, entwickeln sich schneller als komplexe Gewohnheiten, z.B. täglich Sport zu machen. Gemessen je nach Persönlichkeit zwischen 18 und 254 Tagen! Im Durchschnitt dauert es 66 Tage, bis eine Gewohnheit verfestigt wurde. Hier kommt es auf die Wiederholungen der Tätigkeiten an, damit sie zu einer neuen Gewohnheit wird.
Die Forschung und Analyse der Neurowissenschaften belegen überzeugend, dass jeder von uns seine Gewohnheiten ändern kann bzw. etwas zur Gewohnheit werden kann. Wir müssen Aktivitäten wiederholen, um Verknüpfungen zwischen den Neuronen zu erzeugen. So entstehen starke Gewohnheiten, die nicht so leicht zu ändern sind. Positive wie negative.
Warum fällt es uns so schwer Gewohnheiten zu ändern?
Unser tägliches Verhalten wird durch Gewohnheiten gesteuert, auf denen Entscheidungen basieren, die wir meist unbewusst treffen. So haben wir jedoch viel weniger Kontrolle über unsere Verhalten, als wir denken. Es gibt Gewohnheiten, die uns beruflich und privat weiterbringen. Es gibt aber auch solche, die uns daran hindern, unsere Ziele zu erreichen. Negative Gewohnheiten zu bekämpfen, ist eine mühevolle Angelegenheit. Gegen etwas zu sein, was schon ein Teil von uns ist, fällt unserem Gehirn viel schwerer, als für etwas zu sein. Es ist darauf ausgelegt, lieber etwas zu bewahren als etwas zu verlieren. Das lässt sich darauf zurückzuführen, das die Angst vor Verlusten größer ist als die Freude über mögliche Gewinne. „Das haben wir schon immer so gemacht – never change a running system“, garantiert Sicherheit und Stabilität – auch wenn eine Veränderung vieles optimieren würde. Wie schaffen wir es trotzdem, auch nach langer Zeit negative Gewohnheiten abzulegen und neue positive zu erlangen und zu festigen? Hier einige Tipps.
Neue, positive Gewohnheiten entwickeln
Visualisierung
Visualisiert euer Ziel – täglich. Stellt euch vor, ihr hättet das Ziel schon erreicht.
Beispiel
Stellt euch vor, wie ihr euren Abschluss nach langem, intensiven Lernen geschafft habt, wie nach der Ernährungsumstellung endlich die Lieblingshose wieder passt.
Dopamin, das Glückshormon wird nicht nur in den Momenten des Erfolges freigesetzt, sondern auch schon bei der Erwartung dieses Ziels ausgeschüttet und hilft dabei, dieses zu erreichen.
Kleine Schritte
Konzentriert euch bei der Entwicklung von neuen Gewohnheiten auf die ersten Schritte. Überfordert euch nicht, seid bereits mit dem Anfangen zufrieden.
Beispiel
Wenn ihr bislang die Rolltreppe genommen habt, nehmt jetzt jedes zweite Mal die Treppe. Steigt eine Station vorher aus und geht den Rest zu Fuß. Lest jeden Abend zwei Seiten in einem Buch und schaltet dafür den Fernseher ein paar Minuten früher aus.
Erfolge bewusstmachen
Macht euch eure Erfolge bewusst, auch wenn diese zu Anfang noch klein sind. Haltet euch vor Augen, was ihr schon erreicht habt, und nicht nur das, was es noch zu tun gibt. Belohnt euch für diese kleinen Zwischenerfolge!
Unterstützung
Sucht Gleichgesinnte mit denselben Zielen für einen gemeinsamen Weg. In einer Gruppe fallen uns Verhaltensänderungen leichter. Motiviert euch durch Vorbilder, die bereits erreicht haben was sie wollten.
Realisierungsintention
Änderung der Gewohnheiten durch eine wissenschaftlich erforschte Technik. Der Plan besteht darin, dass wir uns fragen wann wir wo was machen wollen. Dieses Konzept von Peter Gollwitzer basiert darauf, den Ort und Zeitpunkt für euer zukünftiges Verhalten zu spezifizieren und so zum gewünschten Erfolg zu kommen.
Beispiel
„Ich werde jeden Tag 30 min zu Fuß gehen.“
„Ich werde täglich gegen 19 Uhr überlegen, was ich Gesundes am nächsten Tag essen werde.“
„Ich werden jeden Morgen meinem Spiegelbild etwas Liebevolles sagen.“
Achte auf Deine Handlungen, denn sie werden zu Gewohnheiten.
Achte auf Deinen Gewohnheiten, denn sie werden Dein Charakter.
Achte auf Deinen Charakter, denn er wird Dein Schicksal.
Charles Reade 1814-1884